Derzeit entstehen in vielen Organisationen und Vereinen vermehrt netzwerkartige Formen der Zusammenarbeit. Thematisch relevante Expertinnen und Experten kooperieren dort in Projekten unabhängig von ihrer jeweiligen hierarchischen Zugehörigkeit. Das Sagen haben in diesen Netzwerken jene, die sich auskennen. Führungskonzepte, die auf formaler Rangordnung basieren, stoßen hier rasch an ihre Grenzen. Grund genug, sich Laterale Führung als Thema genauer anzusehen, nimmt es doch zusehends an Fahrtwind auf.

Laterale Führung steht auf drei Säulen

Nach Stefan Kühl und Thomas Schnelle beruht Laterale Führung auf drei zentralen Einflussfaktoren: Macht, Vertrauen und Verständigung. Mit ihrer Hilfe gelingt es, die unterschiedlichen Interessen aller Beteiligten zu etwas möglichst Tragfähigem, Gemeinsamen zu verbinden und so einen kollektiven Denkrahmen zu schaffen.

Laterale Führung braucht Balance
  • MACHT ist dabei der verwirrendste Begriff, steht er doch landläufig im Verdacht eines negativen Beigeschmacks. In diesem Fall ist jedoch eine positive Einflussgröße damit gemeint. Weist ein Mitarbeiter beispielsweise im Vergleich zu anderen besonderen Expertisen oder Erfahrung in einem Thema auf, übernimmt er fast automatisch die inhaltliche Führung auf diesem Gebiet. Ähnliches gilt für das Senioritätsprinzip: Eine Person, die bereits seit längerem an einem Thema oder in einem Team arbeitet, verfügt über viel implizites nützliches Wissen. Und dann gibt es Menschen, die besonders gut im Netzwerken sind oder sich leicht gute und tragfähige Beziehungen zu anderen Teammitgliedern oder Personen in anderen Abteilungen aufbauen können. In diesen Verbindungen stecken wertvolle und durchaus machtvolle, nutzenbringende Ressourcen. Die wohl am meisten unterschätzte Form von Macht ist jene des Zuhörens. Es ist immer gut zu wissen, was sich unter den Beteiligten im Team, im Projekt oder im Unternehmen abspielt. Das richtige Zu- und Hinhören kann über Erfolg oder Misserfolg in einem Projekt entscheiden.
  • VERTRAUEN ist wichtig, das weiß wohl jeder. Der Beginn einer vertrauensvollen Beziehung ist jedoch heikel – muss doch irgendjemand mit einem Vertrauensvorschuss an den anderen beginnen. Deshalb heißt es auch „Vertrauen schenken“ – immer in der Hoffnung, dass dieses Geschenk nicht missbraucht wird. Ver- oder auch Zutrauen braucht daher einerseits Mut, andererseits Zeit, weil sich die Folgen dieser Investition erst später zeigen. Es lässt sich weder herstellen noch verordnen, es muss über die Zeit wachsen. Besteht Vertrauen innerhalb eines Teams und in die gemeinsamen Fähigkeiten, so braucht es Aufmerksamkeit und Pflege. So bleibt es groß und kräftig und bekommt Widerstandskraft, gegen die rauen Stürme des Alltags. Wenn das gelingt, können sogar emotionale Konflikte auf der Sachebene ausgetragen werden. Dann sind sie nützlich für die Qualität des gemeinsamen Ergebnisses.
  • VERSTÄNDIGUNG hat viel mit dem Kennenlernen der Bedürfnisse, Wünsche und Sorgen anderer zu tun. Wer ohne Weisungsbefugnis führen möchte, muss fähig sein und Interesse daran haben, die Gedanken anderer so weit zu ergründen, dass daraus die Anzahl von Handlungsoptionen steigt. Auftretender Widerstand ist dann immer ein Zeichen dafür, dass wichtige Informationen fehlen, die den Erfolg eines Projekts weiter absichern können. Jene Menschen, die sich trauen, Widerstand zu leisten, sollten daher stets als wichtige Informationsquellen wertgeschätzt und ernst genommen werden.

Laterale Führung bedeutet im Grunde, dass es jemanden gibt, dem das Ziel wichtiger ist, als jegliche Art von Weisungsbefugnis – und diese trotzdem respektiert. Einen, der sich für die Expertise der Beteiligten interessiert. Einen, der weiß, wozu etwas gemacht werden soll. Die Basis für eine erfolgreiche Zusammenarbeit beruht dabei auf freiwilliger Kooperation und dem Schaffen eines gemeinsamen Denkrahmens, einer gemeinsamen Realität. Klingt in der Theorie gut und einfach, ist in der Umsetzung dann doch etwas komplexer.

Laterale Führung ist wie Jonglieren

Im Alltag macht’s die Mischung

Das Zusammenspiel und die Ausgewogenheit der drei Faktoren – Macht, Vertrauen und Verständigung – können situationsbedingt variieren. Sie können so ineinandergreifen, dass sie sich gegenseitig stützen und nützen. Und es ist durchaus möglich, dass sie sich hie und da gegenseitig behindern. Das Geheimnis erfolgreicher lateraler Führung beruht darauf, situationsabhängig die richtige Gewichtung von Macht, Vertrauen und Verständigung zu finden.

Dann werden Lösungen für Probleme direkt im Team gemeinsam entwickelt – oder Expertise von außen eingeholt. Dann wird Widerstand als Ressource gefeiert – oder als besondere Form von Engagement erlebt. Dann kann Zuversicht in harten Zeiten die nötige Geduld bringen, um gemeinsam durchzuhalten – oder, bei entsprechenden Rahmenbedingungen, einvernehmlich das Ende eines Vorhabens beschlossen werden. Ganz nach dem Prinzip: Einer für alle und alle für einen.

Stellen Sie sich zum Beispiel vor, Sie möchten ein großes Firmenfest für die gesamte Belegschaft samt Familien an Ihrem Standort in Wien organisieren. Als Termin haben Sie Anfang September gewählt, weil da viele vom Urlaub zurück sind und auch das Wetter noch gut genug sein müsste. Jetzt ist es hilfreich, wenn Sie gute Kontakte haben, die sich mit der Organisation von Großereignissen auskennen und Ihnen tatkräftig unter die Arme greifen (Macht). Es ist ebenso von Nutzen, wenn Sie in dieser Situation Geduld und Zuversicht mitbringen, dass alles gut gehen wird (Vertrauen). Anstatt sich zu ärgern, fragen Sie jene Nörgler, die den Termin lautstark unmöglich finden, welche Bedenken sie denn hätten, und wie die Terminierung aus ihrer Sicht sinnvoller wäre (Verständigung). So haben Sie alle drei Faktoren für Ihren Erfolg vereint.

Wenn allerdings die engagiertesten Ihrer erfahrenen Kontakte im heißesten Zeitraum verplant sind, ist das Vertrauen, dass alles trotzdem klappen wird, zu wenig. Dann braucht es viel Energie, um neue helfende Hände ausfindig zu machen, den Job an externe Professionisten zu vergeben, oder den Termin zu verschieben. Macht und Verständigung müssen hier zunächst Vorrang bekommen – und Vertrauen darf nachziehen, sobald wieder alles auf Schiene ist.

Vorgesetztenrolle versus Laterale Führung?

Oft kann man beobachten, dass sich Mitarbeiter von formal nicht zuständigen Personen eher führen lassen, als vom eigenen Chef. Und manchmal versucht dann dieser Chef, dank Weisungsbefugnis, die Probleme in seinen Führungsaufgaben von diesen lateralen Führern lösen zu lassen. Sie ahnen es schon: Das wird nicht funktionieren.

Erfolgreiche Führung klappt nur, wenn das jeweilige Thema für die Führungsperson persönlich hohe Relevanz hat – und die lässt sich nicht delegieren. Falls Sie Kinder haben, wissen Sie nur zu gut, dass Sie Regeln, hinter denen Sie nicht wirklich stehen, kaum erfolgreich durchsetzen können. In der Beziehung zwischen Führungskraft und Mitarbeiter gelten dieselben Wirkprinzipien. Wer also ein bestimmtes Verhalten haben möchte, muss es schon selbst durchsetzen.

Verbinden statt Trennen

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Dabei sind die beiden, eine hierarchische Vorgesetztenrolle und Laterale Führung, absolut miteinander vereinbar. In unseren Breiten nutzen viele Führungskräfte die Macht der Weisungsbefugnis, weil sie es so gelernt haben. Wer Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und in die seines Teams hat, kann gleichzeitig formal und lateral führen.

Als Konzept hat Laterale Führung bereits eine lange Tradition. Schon in den 90er Jahren haben die Harvard Experten Roger Fischer und Alan Sharp ein Buch unter dem Titel „Getting it Done“ veröffentlicht. Es richtet sich vorwiegend an Menschen, die ihre Projekte gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen ohne formale Führungsfunktion erfolgreich umsetzen müssen und wollen. Jeder, der schon einmal eine Projektleitungsrolle innehatte, kennt die Schwierigkeiten, denen man bei dem Versuch begegnet, Menschen zu Engagement zu (ver)führen, die auch „anderen Herren dienen“. Beim Studieren des Konzepts der Lateralen Führung kommt uns das irgendwie bekannt vor…

Was sind Ihre Erfahrungen mit dem Thema Laterale Führung? Wie wird bei Ihnen die Hierarchie als Unternehmenskultur gelebt? Teilen Sie Ihre Erfahrungen mit uns, damit wir gemeinsam weiterlernen!

*Dieser Blogpost ist auf Basis eines Vortrags entstanden, den Veronika Jungwirth bei der Netzwerkveranstaltung der Wirtschaftskammer Steiermark am 27.06.2017, dem Tag vor der Agile Austria, in Graz gehalten hat.

sinnvollFÜHREN – Den Namen haben wir für unser kleines Unternehmen aus mehreren Gründen ausgewählt – und sind damit heute, nach knapp 2 Jahren unseres Bestehens, glücklicher, als wir es jemals erhoffen konnten. Beginnen wir von ganz vorne:

Sicherheit und Sinn

SINN

Viktor Franks Lehre hat mich 2008 erreicht, als meine liebe Freundin und Kollegin Sabine Indinger mich zu einem 6-tägigen Seminar zum Thema „Sinn- und Wertorientierung in der Wirtschaft- und Arbeitswelt“ mitgenommen hat, in dem Paul Ostberg sein Lebenswerk vor Pensionsantritt mit uns großzügig geteilt hat. Ich war beeindruckt von der Kraft des Sinns in unserem Leben. Er kann uns bewegen, wenn er da ist und er sorgt für unser Ende, wenn er eines Tages verloren geht.

Je stärker der Sinn ist, den wir erkennen, desto stärker ist auch unser persönlicher Einsatz bei der Erreichung eines Ziels. Nichts anderes bewegt uns so sehr in eine bestimmte Richtung, wie der Sinn, den wir am Ende dieses Weges erkennen können. Sinn kann man allerdings niemandem geben. Jeder Mensch muss ihn für sich selbst finden. Sinn zu nehmen, ist allerdings gefährlich einfach. Oft genügt ein einziger Blick, ein einziges Wort, um Sinn zu zerstören und Menschen in ihrem Streben zu stoppen. Und dieser Umstand führt uns zum zweiten Teil unseres Namen.

FÜHREN

Wenn man das Wort Führen in Google eingibt, erhält man ungefähr 113 Millionen Ergebnisse. Es ist also unumstritten, dass richtig viele Menschen sich mit diesem Thema auseinandersetzen – und das wohl schon immer! Im Laufe der Zeit hat sich allerdings der Sinn von Führung extrem gewandelt! Während es in der Zeit der alten Griechen und Ägypter wohl darum ging, durch strategisch geschickte Führung Ländereien und Wohlstand zu sichern, war die Aufgabe von Führung zur Zeit der Industrialisierung jene, durch gezieltes Vormachen und Kontrollieren die Qualität der Arbeitsergebnisse sicherzustellen. Und jetzt, sind wir in der Zeit der Digitalisierung.

Wir wissen heute kaum noch, welche Anforderungen morgen benötigt werden. Und hier geht es vor allem darum, einen Rahmen zu spannen, in dem sich Selbstverantwortung, Anpassungsfähigkeit und Innovationsgeist auf allen Ebenen – vom Vorstand bis zum Facility-Management – entfalten können, damit Unternehmen mit der Geschwindigkeit des Fortschritts einigermaßen mithalten können. Eines bleibt jedoch über alle Epochen der Führung hinweg gleich: Führung ist dazu da, Sicherheit zu geben. Es ist nur die Art der Sicherheit, die wir brauchen, die sich gewandelt hat.

SICHERHEIT

Und auch Sicherheit kann uns – ähnlich wie Sinn – niemand geben. Beides entsteht in uns selbst. Alles, was Führungskräfte tun können, ist, ein Umfeld zu schaffen, in dem beide, Sinn und Sicherheit, gefunden werden können. Dazu gehört ein positives Menschenbild genauso, wie der achtsame Umgang mit Sprache, der Fokus auf Erfolge, das Etablieren einer gemeinsamen erstrebenswerten Vision, der Raum für regelmäßige Reflexion, eine Lernkultur, in der der Fehler nicht nur erlaubt, sondern sogar willkommen sind und noch einiges mehr.

Wir wissen heute, dass Führung nicht mit der Verleihung eines Titels und einem Schild an der Bürotür beginnt, sondern mit der Verantwortung, alles das sicherzustellen, was Mitarbeiter brauchen, um wirksam sein zu können. Dazu gehört wohl auch die Bereitschaft, Führung hin und wieder abzugeben, anderen zu vertrauen, ihnen zu folgen. Das ist für viele wohl der schwierigste Teil moderner Führung – schließlich ist man als Führungskraft doch ergebnisverantwortlich… Führung abzugeben bedeutet nicht, dass man nicht mehr hinschauen darf! Im Gegenteil! Interesse an abgegebenen Themen gibt dem neuen Verantwortlichen Sicherheit und Rückendeckung. „Command and Control“ wird nicht ersatzlos gestrichen. Es wird sehr wohl ersetzt, und zwar durch „Reflexion und Rückendeckung“!

Die Herausforderung moderner Unternehmen liegt nicht etwa darin, schneller, billiger und besser Ergebnisse zu liefern, sondern darin, allen Beteiligten eine Arbeitsumgebung zu bieten, in der sie ein gewisses Maß an Sinn und Sicherheit finden können. Diese Aufgabe kann an keinen Berater, an keinen Coach und auch nicht an die HR-Abteilung delegiert werden. Dazu muss jede einzelne Führungskraft im Unternehmen selbst beitragen.

Wenn das gelingt, ist alles möglich.

Mut teilen

Im letzten Beitrag ging es schon um das Thema „Teilen macht reich. Und noch viel mehr.“ Wenn ich damals geahnt hätte, was dieser Beitrag bewirken würde, wäre ich vielleicht vorsichtiger gewesen…

Was war passiert?
Nur zwei Tage nach dem Schreiben des Blogbeitrages bin ich aufgewacht und wusste: Ich hatte einen klaren Auftrag, nämlich

Mut zu verschenken!

Stellte sich nur noch die Frage, wie das wohl zu bewerkstelligen sei. Ich erzählte also so vielen Leuten wie möglich von der Idee der Mutbank. Am darauffolgenden Montag erhielt ich von einigen Teil-GeberInnen so viele Ideen zu diesem Thema geschenkt, dass dem Konzept Mut zu verschenken bei der Mutbank nichts mehr im Wege stehen sollte.

Bild einer MutBank

Meine Bitte an dich: Sei „übermütig“ und mach bei der Mutbank mit!

Das geht zum Beispiel, indem du einen Kommentar oder gleich einen eigenen Blogbeitrag zum Thema erstellst und auf diese Weise deinen Mut teilst!

Erfahrung teilen

Vergangenen Dienstag haben wir ein neues Experiment gewagt: Gleich drei Besucher von zwei verschiedenen Firmen waren bei uns und haben den Tag mit uns verbracht. Es gab viele Gespräche, viele Fragen, viele Aha-Erlebnisse und noch viel mehr zu lernen. Hier möchte ich Feedbacks mit euch teilen, die von beiden Seiten im Anschluss an den Tag an mich weitergegeben worden sind:

Rückmeldungen von den Besuchern:

Vielen Dank für die Infos, und noch mal vielen Dank für den tollen Tag bei euch in Nürnberg! Cxxxx

Vielen Dank dafür, dass du uns bei euch einen so tollen und informativen Tag ermöglicht hast! Ich muss sagen, ich bin von eurer Arbeitsweise echt beeindruckt und kann mir außerdem gut vorstellen, dass euer „Amt“ ein wirklich angenehmer Arbeitsplatz ist. Bitte richte auch all denen einen herzlichen Dank aus, die uns so offen und freundlich einen Einblick in ihr tägliches Arbeitsleben gewährt haben. Wir sehen uns … bis dahin eine gute Zeit und beste Grüße,Wxxxx

Rückmeldungen von den „Besuchten“:

+Austausch in beide Richtungen
+viele verschiedene Fokusthemen
+viele neue Erkenntnisse (über flache Hierachien)
Nxxxx

+ Austausch und Interaktion mit den Teams […] es wurde […] auch von einzelnen Entwicklern etwas vorgestellt
+ Tagesplanung in Confluence
+ Frühzeitige und wiederholte Ankündigung
Sxxxx

Bilder teilen

Im Dezember 2016 fragte mich Melanie bei einem Agile Monday, ob es möglich wäre, sie und ihre KollegInnen zu besuchen. Dann hätten, so meinte sie, mehr Leute gleichzeitig die Möglichkeit zum Austausch und zum Reichenden durch Teilen. Leichtfertig hatte ich damals zugesagt und mir anschließend den Kopf darüber zerbrochen, wie dieser Besuch sinnvoll gestaltet werden konnte. Herausgekommen ist dabei ein Bildbericht über unsere Arbeitsweise unter dem Titel „Wie Mücke und Elefant sich befruchten“.

Konserve

Die „Konserve“ enthielt einen virtuellen Rundgang durch unser Visual Center, sowie auch eine Release Retro in Fotos. Es geht dabei darum, wie wir uns über Abteilungsgrenzen hinweg austauschen und voneinander lernen, unabhängig davon, dass die eine groß wie ein Elefant und die andere klein wie eine Mücke ist.

Bild mit Mücke und Elefant

Hier sind einige Reaktionen auf den Vortrag, die schon wenige Minuten danach via SMS, Twitter und Email eingetroffen sind:

Hallo Werner,
ich bin immer noch geflasht von deinem Vortrag. Meine Kollegen übrigens auch …

Vielen lieben dank …. Die Mutbank hat einige noch danach beschäftigt, achja es war so schön!

Start trusting the teams, then empower them and pass on responsibility. You will find yourself utterly impressed with what can happen. Don’t believe… visit Werner…

Wie soll das nur weitergehen?

Nun ja, wenn es nach mir geht – hoffentlich übermütig und mit ganz viel Austausch! 🙂

Also: Schau doch bitte mal bei der Mut-Bank vorbei und mach dort, was man auf einer Bank eben so tut: Wenn du viel hast, dann zahl was ein von deinem Mut. Und wenn du welchen brauchst, dann leih dir doch dort welchen von anderen. Deinen eingezahlten Mut bekommst du ganz sicher mit Zinsen und Zinseszinsen zurück, wann immer du möchtest – zum tagesaktuellen Wechselkurs. Denn Austausch macht Mut – soviel ist sicher. 🙂

Teilen macht reich

Eigentlich wollte ich den“Teilen macht reich“ Blogbeitrag schon am 16. Februar schreiben, … heute klappt es endlich:

    Am 16. Februar habe ich folgende E-Mail erhalten:
Hallo Werner, vielen Dank für Deine Informationen und vor allem auch für den offenen Termin.
Ich spüre wie gut mir so ein Firmen-übergreifender Austausch tut und
konnte so einiges für mich mitnehmen.Viele GrüßeBxxxxxx

Was war der Grund dafür? Bei verschiedenen Gelegenheiten fragen Menschen, die agil interessiert sind, ob sie mal sehen können, wie wir agil unterwegs sind und manche finden dann auch den Weg in den Südwestpark und schauen sich unseren „Visual-Center“ an. So war das am 15. Februar auch mit dem Absender dieser E-Mail. Er war extra mit dem Fahrrad aus der Sigmundstraße zu uns gekommen.

Wie sieht so ein Austausch aus?

Cosima Laube hat ihren Besuch bei uns letzten Sommer auf Ihrem Blog sehr schön beschrieben:
„Der Besuch bei Werner Motzet im IT-Systemhaus der Bundesagentur für Arbeit war recht spontan, ich war nur eine knappe Stunde dort … Doch an Impulsen und Input konnte ich eine ganze Menge mitnehmen. Nicht nur hören oder lesen, wie z.B. Dailies und Retrospektiven oder die Koordinationen über mehrere zusammenarbeitende Teams ablaufen, sondern direkt Arbeitsergebnisse gezeigt und erklärt bekommen. Hintergründe erfahren. Arbeitsgegenstände live vor Ort zu sehen. Beteiligte Menschen sehen.“

Warum mache ich das (so gerne)?

„Teilen macht reich“ ist in meinem Leben „Alltag“ und da „mehr teilen“ auch „reicher macht“ kann ich gar nicht genug davon haben.

Manchen Leuten macht der Angst:

  • „Wo soll das enden?“,
  • „Was, wenn der Andere nur nimmt und nicht teilt?“,
  • „Du gibst ja her, was Du Dir aufwendig erarbeitet hast, und was bekommst Du dafür“.

Mir geht das nicht so, ich er-lebe:

  • mein „Vertrauensvorschuss“ wird belohnt,
  • ich lerne beim Teilen so viel mehr, dass es ein Verlust wäre nicht zu teilen.

Mein Aufruf zum Teilen lautet daher:

„Probiert es einfach aus, es ist so bereichernd … „.

Und, … ich habe es heute wieder getan, 10 Leute von einem Automobilhersteller sind am Nachmittag zu uns gekommen, so viel Interesse, so viele gute Fragen, so viel Ehrlichkeit, so viel Weiterdenken. Ich bin immer noch am Genießen und Verdauen. Ganz langsam trauen sich die Besucher auch von sich zu erzählen und dazu Fragen zu stellen. Viele gute Ideen und Ansätze und ich darf Mut machen! Ist das nicht wunderbar?

Im Anschluss, nach zwei Stunden im Stehen, haben wir uns noch in einem Lokal zusammengesetzt und uns weiter ausgetauscht. So kamen Fragen, wie: „Auf Deiner Visitenkarte steht Katalysator. Wie ist das gemeint?“ Und nach meiner Erklärung „Ich darf mitwirken an der Veränderung, ohne dass ich verbraucht werde“, da kam: „Aha, bei Dir kommt viel Müll rein!“ Da musste ich lachen und erklären: „Das kommt auf die Sichtweise an: Aus meiner Sicht kommt was Gutes raus.“

Ich kann Euch nur empfehlen: Probiert es aus! Teilt mit anderen Abteilungen und Firmen! Ihr werdet sehen: Das ist so bereichernd! Und wenn Ihr es nicht glaubt, dann kommt in Nürnberg vorbei…

Wann mache ich das (wieder)?

Da ich ja (ab und zu) auch arbeite, finden Besuche im Schnitt einmal pro Woche (oder seltener) statt. Die nächsten drei Wochen gibt es vier Besuche und die Besucher kommen zum Teil von weit her.

Hier finden Sie „Teilen macht reich“ Teil 2.

Im letzten Gast-Blogbeitrag habe ich kurz von einer Retrospektive berichtet, in deren Verlauf ich an meine erste Begegnung mit Ralph und den Folgen denken musste: „Weg mit den Ishikawas“.

Nun haben mich einige Menschen angesprochen, die wissen wollten, wie denn die Retrospektive gelaufen ist. Um euch nicht länger auf die Folter zu spannen, hier der Bericht dazu:

Da in Nürnberg Ende Januar und Anfang Februar eine „Grippewelle“ herrschte, und ich einige Vertretungen übernommen hatte, war nur wenig Zeit mich auf die Retrospektive in einem Entwicklungs-Team (ET) vorzubereiten. Der Raum ist so klein, dass es keinen Platz gibt, um sich zusammenzusetzen. Die Teammitglieder müssen also während der Retrospektive vor Ihren PCs sitzen bleiben. In der Mitte sind der PO, und ich, als Moderator, mit einer Flip-Chart.

Wie hatte ich mich vorbereitet?

  1. Nochmals im Buch von Veronika und Ralph die Seiten 191ff (224ff in der 4. Auflage) gelesen
    Agile Teams lösungsfokussiert coachen S191f
  2. Flip-Chart mit Text vorgeschrieben (Post-it’s und Stifte sind im Team-Raum vorhanden)

    Wir wollen hier und heute erreichen:

     

    Damit:

     

Ablauf der Retrospektive:

In der Mitte steht das Flip-Chart, das erste Blatt ist leer (das vorbereitete Blatt ist das zweite Blatt)

1. Positive Eröffnung

Was ist dir gut gelungen?

(mit zwei Runden) [ca. 7 Min]

2. Thema

Welche/s Thema/Themen soll/en heute hier angesprochen werden, damit diese Retrospektive sich für dich und das Team gelohnt hat?

Die Mitglieder des Entwicklungsteams und der PO schreiben in den nächsten fünf Minuten ihre Themen auf die Post-it’s. Dann werden die Post-it’s nach und nach von den Mitgliedern auf das erste Blatt des Flip-Charts geklebt und kurz erklärt.

3. Auswahl

Die Mitglieder priorisieren die Themen mittels Dot-Voting: Jede/r hat zwei Punkte zu vergeben. Das Ergebnis:

  • übergreifendes Prozess-Thema (5 Punkte) => wird an Scrum-Master übergeben
  • Retrospektive soll nachhaltig sein (2 Punkte) => wird als Metathema oben angeklebt
  • Häufigkeit des Refinement/Grooming (2 Punkte) => wird auf das 2. Blatt geklebt

Retro-Flipchart

4. Wozu?

Die Mitglieder erhalten nun weitere fünf Minuten, um den Satz zu vervollständigen. Alle Post-it’s werden untereinander angeklebt und gleich erklärt.

Damit:

… wir besser auf unsere Sprints vorbereitet sind
… wir einen besseren Überblick über die anstehenden Stories haben
… wir frühzeitig die potenziell blockierende Probleme und Abhängigkeiten erkennen können
… wir die Stories konzentriert und fokussiert betrachten und uns mit ihnen auseinandersetzen

5. Was noch?

Auf die Frage

„Was noch…?“

kam dann noch,

dazu wollen wir auch:

… Groomen im Voraus vorbereiten
… Grooming-Termine auch mal ohne PO vorbereiten, besser durchdringen von Stories

Da die Zeit schon knapp wird (gut 40 Minuten sind bereits um) verkürze ich den Ablauf etwas.

6. Skalierung

Ich lege am Boden eine 0 und eine 10 auf und stelle das Flip-Chart an die 10, dann bitte ich die Mitglieder sich in dieser Skala aufzustellen:

Wie zuversichtlich seid ihr, dass ihr diese Schritte setzen werdet?

Eine Person steht auf der 7, alle anderen auf der 8. „Ups“ dachte ich, „so viele, so nah zur 10, das habe ich noch nicht (oft) erlebt.“ Also fragte ich:

Was ist bisher gut gelaufen, dass du bei der 7 stehst?

Antwort: „Vor längerer Zeit hatten wir schon so einen Regeltermin und das hat gut funktioniert.“

Alle Personen bei 8 stimmten zu.

Auf die Nachfrage

Was benötigst du, was müsste passieren, damit du um eine Zahl vorrücken kannst?

erhalte ich die Antwort: „Dass wir den wöchentlichen Serientermin gleich im Outlook einstellen und dass alle mitmachen.“

Daraufhin meinen die übrigen Personen: „Dann würden wir sofort auf 10 gehen.“

Keine Frage, der Outlooktermin wird augenblicklich erstellt.

7. Ausklang

Die Team-Mitglieder nehmen wieder Platz und ich frage:

Gibt es noch etwas zu ergänzen?

Eine Person wünscht sich, dass wir die anderen 8 Themen auch (noch) angehen, die immer noch auf dem Flip-Chart hängen. Nach einer kurzen Diskussion, in deren Verlauf der Rückblick auf die früheren Retrospektive-Ergebnisse eine wichtige Rolle spielt, entscheidet das Team: „Lieber nur ein Thema bearbeiten, das dafür g’scheit“.

Die Retrospektive hat knapp 55 Minuten gedauert und wurde in der abschließenden Kurzbewertung mit 4 von max. 5 Punkten bewertet.

Nachtrag: Das erste Meeting(Refinement/Grooming) hat schon stattgefunden und war relativ kurz, weil es nicht viel zu besprechen/klären gab.

Am Mittwoch (8.2.2017) durfte ich in einem unserer Entwicklungsteams die Retro durchführen. Da ich nur Vertretung hatte, und wenig Zeit zur Vorbereitung, habe ich mir das Beispiel aus dem Buch von Ralph und Veronika ausgeliehen – und es lief super. Am Ende der 55-minütigen Retro ist mir dann etwas aufgefallen, das mich an meine Anfänge mit der lösungsfokussierten Vorgehensweise erinnert hat.

Der Team-Raum ist sehr klein und hat wenig freien Platz an den Wänden (mehrere Boards und eine freie Fläche für die Projektion). Daher fragte ich: „Wo können wir das aufhängen?“ „Natürlich auf der Innenseite der Türe“ kam sofort als Antwort. Beim Anblick der Türe schaute ich nur sorgenvoll (da klebte in X Schichten Flipchartpapier mit zig Post-It’s drauf). „Das können wir alles abreißen, das ist alles alt und umgesetzt haben wir gar nichts“ kam vom Team. Wer schon länger in und mit agilen Teams arbeitet, kennt das vielleicht auch und ich war froh, dass wir gemeinsam so einfach „klar Schiff“ machen konnten.

Auf dem Rückweg in mein Büro erinnerte ich mich plötzlich an eine Situation im Februar 2016. Ich weiß genau noch den Tag. Es war Dienstag, der 16. Februar, und ich war am Abend zuvor beim 66. Agile Monday in Nürnberg. Mir klang ein Satz von Ralph immer noch nach: „Der Lösung ist es (meist) egal, wie das Problem entstanden ist.“

Voller Begeisterung erzählte ich auf dem Weg von der Tiefgarage zu meinem Büro jedem Kollegen, wie toll der Vortrag war. Da kam ich an einem kleinen Besprechungsraum vorbei, in dem zwei Kollegen vor einem großen Ausdruck (Plott) eines Ishikawa-Diagramm standen und sehr vertieft waren. Da die Tür offen stand, ging ich rein und fragte:

„Na, bringt euch das Ishikawa weiter?“

Da die Antwort nicht sehr überzeugend war, präsentierte ich gleich meine neue Erkenntnis: „Der Lösung ist es (meist) egal, wie das Problem entstanden ist.“ Die Kollegen schauten mich halb entsetzt, halb froh an und meinten: „Nun arbeiten wir schon mehr als zwei Tage daran und sind noch keinen Schritt weiter, obwohl wir mit vielen Kollegen zusammen so viel Energie reingesteckt haben.“ Es sah so aus, als ob sie erleichtert wären, damit aufhören zu können. Sie wirkten gleich etwas entspannter.

Als Nachsatz kam noch etwas wie: „Wir haben das immer so gemacht, aber wenn wir ehrlich sind, ist noch nie etwas Nachhaltiges dabei rausgekommen.“ Da meinte ich in meiner lockeren Art: „Wenn es nicht (mehr) funktioniert, lass es bleiben und mache etwas anderes.“ Schließlich hatte ich ja am Abend vorher alles „aufgesaugt“, was es dazu zu sagen gibt.

Dann machte ich mich weiter auf den Weg in mein Büro. Einige Zeit später kam ich wieder an dem Raum vorbei, der war leer und das Ishikawa war weg. Beim Mittagessen erzählte mir einer der beiden Kollegen, wie viel Aufwand sie in diese Analysen gesteckt hatten und wie wenig dabei rauskam, bzw. wie erschöpft sie danach waren, was zur Folge hatte, dass sie nie Maßnahmen daraus ableiten konnten.

„Wir haben Dich verstanden: Schmeißt die Ishikawa weg und konzentriert euch auf die Lösung(en).“

Im Laufe der nächsten zwei Tage sind alle Ishikawas von den Wänden verschwunden. Ich habe seitdem nichts mehr davon gehört, auch nicht, dass jemand auch nur einem davon nachtrauert(e).

Viel wichtiger aber ist, dass die Kollegen nun die „zurückgewonnene“ Energie in Ideen und Lösungen stecken, dass sie dabei auch nach dem „Wozu“ fragen und sich öfter trauen, etwas auszuprobieren. Das „Experiment“ ist noch mehr zu einem wichtigen Instrument geworden. Damit hier kein falscher Eindruck entsteht: Wir sind noch ganz am Anfang, was „Lösungsfokussiertes Arbeiten“ betrifft. Immerhin sind wir 200 Kolleginnen und Kollegen, die an einer Applikation zusammenarbeiten.

Doch wir wissen ja, „Geduld und Zuversicht“ und die „Macht der kleinen Schritte“ sind es, die uns weiter bringen. So kann ich zurückblickend sagen: „Weg mit den Ishikawa“ war für uns alle der erste, entscheidende und sehr wichtige Schritt in Richtung eines lösungsfokussierten Vorgehens. Was inzwischen in diesem Jahr alles passiert ist, kann ich – wenn Ihr wollt – ja in weiteren Blogbeiträgen erzählen.

Wofür ist das Ishikawa-Diagramm gut?

Der Name „C&E“ (cause/s and effect/s) bzw. „Ursache-Wirkungs-Diagramm“ erklärt ganz schön worum es geht, nämlich die Zusammenhänge zwischen Ursachen und Wirkungen zu verstehen. Wo hat Kaoru Ishikawa das Diagramm selbst eingesetzt? Als eines der „Seven Tools of Quality“, auch Q7 werden damit Problemquellen in der Fertigung bei Material, Methoden, Maschinen und Mensch (= 4M) aufgezeigt. D.h. es geht um Problemquelle(n) und deren Beseitigung (= einfache Lösung). Auch wenn später die Erweiterung auf „8M“kam, war es nie als Werkzeug für komplexe Themen oder gar komplexe Systeme in der Entwicklung gedacht. Dementsprechend ungeeignet ist es dort auch. Vgl. Wikipedia Nachteile.

Wo habe ich es schon bei komplexen Themen trotzdem verwendet? In einer Powerpoint-Präsentation, um Lösungen (die lösungsfokussiert erarbeitet wurden) einem Publikum von amerikanischen Ingenieuren vorzustellen bzw. zu erklären. Diese Personen sind C&E gewohnt und verstehen so die Inhalte schneller und einfacher. Zusätzlich habe ich zwei Pfeile zwischen „Ästen“ eingetragen, um die übergreifenden Zusammenhänge wenigstens ansatzweise sichtbar zu machen. Achten Sie jedoch bei dieser Vorgehensweise darauf, dass die Betonung auf der Lösung bleiben muss!

Letzte Woche wollte unsere achtjährige Niki begeistert beim Abräumen des Christbaumes helfen. Schwungvoll griff sie sich eine große weiße glitzernde Glaskugel und mit stolzer Miene sah sie mich an. „Schau mal, Mama… !“ Im selben Moment landete die Kugel am Boden und zersprang. Niki starrte zunächst stumm auf die Scherben und fing nach ein paar Sekunden an, bitterlich zu weinen…

Ich ging langsam zu ihr und legte meine Hand tröstend auf ihren Rücken. „Hoppla.“ Sagte ich mit ruhiger Stimme. „Ich wollte die Kugel nicht kaputt machen!“ schluchzte Niki leise. „Hmmm… Da bin ich mir ganz sicher, dass du das nicht wolltest“, antwortete ich.

F wie Fehler feiern

Als wir so dastanden und auf die Überreste der Christbaumkugel blickten, erinnerte ich mich plötzlich an den dritten Punkt unseres ERFOLGs-Modells für Teamentwicklung, F wie Fehler feiern. „Was wirst du denn bei der nächsten Kugel anders machen, die du vom Baum nimmst?“, fragte ich meine Tochter. Sie sah mich verständnislos an. „Ich nehm da keine Kugel mehr runter. Das machst jetzt du!“ sagte sie mit fester Stimme. „Das ist aber schade!“, antwortete ich, „Dann ist die arme Kugel ja ganz umsonst kaputtgegangen.“ „Umsonst? Wie meinst du das?“

„Naja,“ begann ich meine Gedanken zu teilen, „wenn du jetzt überlegst, was du bei der nächsten Kugel anders machen kannst, dann hat diese Kugel dir etwas beigebracht. Sie ist dann etwas ganz Besonderes. Eine richtige Niki-lernt-was-Kugel!“ Sie überlegte eine Weile und sagte dann: „Ich werde beim nächsten Mal nicht zu dir schauen, sondern die Kugel anschauen, solange ich sie in der Hand halte.“ „Das ist eine gute Idee!“ freute ich mich, „Möchtest du das gleich ausprobieren?“

Niki nickte. Zunächst kehrten wir die Scherben sicher zur Seite. Anschließend nahm sie vorsichtig die nächste Kugel vom Baum, um diese behutsam zur Aufbewahrungskiste zu tragen und sie dort hineinzulegen. Sie ließ ab diesem Moment kein einziges Schmuckstück mehr aus den Augen, solange sie es in ihren Händen hielt. Als der gesamte Christbaumschmuck sicher verstaut war, bedankten wir uns bei der kaputten Niki-lernt-was-Kugel und brachten sie gemeinsam und stolz zum Mülleimer.

Das ERFOLGs Modell für Teamentwicklung

Veronika hat wieder fleißig geschrieben. Diesmal wurde das ERFOLGs Modell für Teamentwicklung von der Informatik Aktuell aufgegriffen.

Das ERFOLGs Modell

Wie hätten Sie Ihre Teams denn gerne?

Wäre es nicht wunderbar, mit einem Team von verantwortungsbewussten, unternehmerisch denkenden, kreativen, kommunikativen und zielstrebigen Menschen zu arbeiten? Wie einfach wäre es da, die geplanten Ziele zu erreichen und gemeinsam Erfolge zu feiern!

Nun – es gibt solche Teams. So hört man jedenfalls. Doch wo gibt es sie? Und wie kommt man zu einem solchen Hochleistungsteam? Die Antwort ist – wie Sie vielleicht schon vermuten – nicht gerade trivial. Möglicherweise ist sie aber auch nicht so kompliziert, wie Sie denken.

Mehr auf der Seite der Informatik Aktuell.

 

Coaching – OOP-Konferenz 2016

Eine tolle Veranstaltung. Wie jedes Jahr. Wir durften heuer sogar gleich dreimal auftreten, haben wieder viele interessante Menschen kennengelernt und jede Menge spannende (und auch weniger spannende) Vorträge besucht.

Eine Sache möchte ich mir hier jedoch unbedingt von der Seele schreiben, weil sie da, bei der OOP2016 mal wieder deutlich geworden ist: Es breitet sich in der agilen Softwarecommunity eine Art Panik-Virus aus, so etwas wie eine Coaching-Phobie. Es wird immer gefährlicher, laut und mit Stolz zu verkünden, dass ich Coach bin und das auch noch gerne. Coaching wird immer mehr ein Unwort und manch ein Konferenzorganisator überlegt sogar, dieses Thema von der Track-Liste ganz zu streichen.

Wie das kommt? Coaching wurde in den letzten Jahren allzu sehr als Allheilmittel für Probleme in der Softwareentwicklung gehypt. Wenn ein Berater eine Fortbildung machte, dann zu einem hohen Prozentsatz im Bereich Coaching. ScrumMaster werden in diesem Bereich weiterentwickelt und sogar Retrospektiven scheinen immer häufiger zu einem Ort der Selbstoffenbarung einzelner Teammitglieder zu werden, als zu einer Möglichkeit, Wege zu finden, wie die Zusammenarbeit am gemeinsamen Ziel verbessert werden kann. Am Beginn von Meetings werden mit tiefem Blick und leiser, sanfter Stimme die Befindlichkeiten der Anwesenden hinterfragt, als befände man sich in einer anonymen Selbsthilfegruppe. Worte werden nur noch behutsam gewählt, um niemanden zu verletzen. Wer das nicht kann, hält besser gleich die Klappe.

Viele Techniker können mit diesen Entwicklungen nichts anfangen. Sie schütteln stumm ihre Köpfe, verdrehen die Augen und meiden die Konferenzsäle, in denen über zwischenmenschliche Kommunikationsthemen referiert wird. Leider.

Worum es geht und gehen sollte, ist, eine gute Balance zu finden zwischen technischer Expertise und Kommunikationsskills. Nur das Zusammenwirken aller dieser Fähigkeiten kann am Ende zum gewünschten Ergebnis führen, nämlich GUTE UND FUNKTIONALE SOFTWARE ZU ENTWICKELN UND ZU LIEFERN.

Technische Fähigkeiten, das „Gewusst-wie“ ist hier natürlich ein entscheidender Faktor. System-Koryphäen sind geistig stark gefordert. Sie arbeiten hochgradig kreativ, gleichzeitig systematisch und logisch. Die kleinste Konzentrationsstörung kann große, unangenehme Folgen haben. Wenn es also Schwierigkeiten im Team gibt, lenkt das ab. Wenn sich ein Entwickler über- oder unterfordert fühlt, ungerecht behandelt oder missverstanden, kann er nicht seine volle Leistung einbringen. Coaching leistet hier wertvolle Hilfe. Bei Gesprächen mit dem Kunden kann die Kenntnis von Coaching-Techniken dabei unterstützen, wichtige Informationen über Anforderungen zu erhalten, die sonst nie gegeben worden wären. Reflexion und Weiterentwicklung der Teamperformance kann durch Werkzeuge aus dem professionellen Coaching unterstützt und zielgerichtet begleitet werden.

Dabei muss niemand seine Stimme verändern, sich die Hände reichen oder um eine Kerze tanzen. Versprochen.

Es geht in der agilen Softwareentwicklung – so, wie ich sie bisher verstehe – weder um Coaching noch um technisch ausgefuchste Spielereien. Es geht um Software. Technische Skills und Kommunikations-Skills sind wichtige Werkzeuge, die dabei unterstützen, dass Teams gemeinsam gute Ergebnisse liefern können.

Ich bin stolz darauf, als Coach und Trainerin, einen Beitrag dazu leisten zu können, indem ich Teams und Führungskräfte in schwierigen Situationen unterstütze und mein Wissen in Trainings weitergebe. Auch auf Konferenzen. Bitte und danke.

Personalrecruiter

Fleißige Leute, finden wir. Auch durchaus liebenswürdig, freundlich und zuvorkommend. Mit ihnen zu telefonieren, ist meist ein positives Erlebnis. Sie nehmen sich in der Regel viel Zeit für ihre Gesprächspartner, stellen Fragen und geben Antworten – soweit sie sie haben.

Der unangenehme Teil dabei ist, dass diese netten Telefonate außer guter Stimmung nicht viel bringen. Der Grund dafür liegt – gerade für Agilisten – bei näherer Betrachtung auf der Hand: Personalrecruiter sind keine Endkunden!

Sie haben weder tiefen Einblick in das Unternehmen noch in die Position, für die sie den geeigneten Kandidaten suchen. Die ihnen zur Verfügung gestellten Daten sind Position, Anforderungsprofil, Dauer der Beschäftigung und Budget pro Arbeitstag. Das mag im Bereich von Festanstellungen ja manchmal ganz gut funktionieren – aber für die Suche des geeigneten Coachs für eine agile Transformation?

Unter uns: Da möchte ein Unternehmen seine Arbeitsweise ändern und dafür Unterstützung eines Profis in Anspruch nehmen. Und DAS lagert es dann an einen Recruiter aus? Mutig.

Wenn die zu setzenden Schritte, die für eine Unternehmenstransformation nötig sind, bekannt sind, wozu braucht es dann einen Agile Coach? Und wenn die Schritte nicht bekannt sind, wie können dann Arbeitsdauer, -häufigkeit und die Aufteilung des dafür vorhandenen Budgets vorgegeben werden?

Als erfahrene Agile Coach erklären wir dann die höheren Tagsätze und den geringeren Zeitaufwand im Unternehmen. Gekonnt führen wir aus, dass das Ziel eine rasche Selbstständigkeit der Mitarbeiter in der neuen Arbeitssituation ist und dass eine ständige Anwesenheit eines Coachs dem entgegenwirkt. Wir argumentieren nach allen Regeln der Kunst – nur leider beim falschen Zuhörer. Dort, am anderen Ende der Leitung, sitzt nämlich ein Personalrecruiter, der die Aufgabe hat, den Coach zu finden, der bereit ist, die vorgegebenen Rahmenbedingungen zu akzeptieren und danach zu handeln.

Worum geht es hier? Um eine erfolgreiche Transformation? Oder doch eher darum, ein Zeichen zu setzen, dass wir ja „alles probiert haben – aber dieses Zeug ja doch nicht funktioniert“?

Unser Fazit dazu ist folgendes: Liebe Agile Coachs! Seid skeptisch, wenn ihr über einen Personalrecruiter zu einer agilen Transformation eingeladen werdet. Die Chancen, dort erfolgreich zu sein, sind normalerweise eher gering. Schützt euren guten Namen – er hat es verdient!

Liebe Unternehmer! Wenn ihr es ernst damit meint, durch agiles Arbeiten in eurem Unternehmen zu mehr Erfolg und zur Zufriedenheit der Mitarbeiter sowie der Kunden beitragen zu wollen, dann nehmt euch Zeit für persönliche Gespräche mit agilen Coachs. Wir können tatsächlich mehr, als die Grundlagen von Scrum zu erläutern. Und wir sind gerne bereit, umfassend am Erfolg Ihres Unternehmens mitzuarbeiten. Wenn Sie es ernst meinen.

Update: Auf der OOP Konferenz 2016 haben wir ein Pecha Kucha zum Thema gehalten. Hier gibt es nun auch das Video dazu (vielen Dank an Fabian Schiller für die Aufzeichnung).