Retrospektive (fast) „nach“ Ralph
Im letzten Gast-Blogbeitrag habe ich kurz von einer Retrospektive berichtet, in deren Verlauf ich an meine erste Begegnung mit Ralph und den Folgen denken musste: „Weg mit den Ishikawas“.
Nun haben mich einige Menschen angesprochen, die wissen wollten, wie denn die Retrospektive gelaufen ist. Um euch nicht länger auf die Folter zu spannen, hier der Bericht dazu:
Da in Nürnberg Ende Januar und Anfang Februar eine „Grippewelle“ herrschte, und ich einige Vertretungen übernommen hatte, war nur wenig Zeit mich auf die Retrospektive in einem Entwicklungs-Team (ET) vorzubereiten. Der Raum ist so klein, dass es keinen Platz gibt, um sich zusammenzusetzen. Die Teammitglieder müssen also während der Retrospektive vor Ihren PCs sitzen bleiben. In der Mitte sind der PO, und ich, als Moderator, mit einer Flip-Chart.
Wie hatte ich mich vorbereitet?
- Nochmals im Buch von Veronika und Ralph die Seiten 191ff (224ff in der 4. Auflage) gelesen
- Flip-Chart mit Text vorgeschrieben (Post-it’s und Stifte sind im Team-Raum vorhanden)
Wir wollen hier und heute erreichen:
Damit:
Ablauf der Retrospektive:
In der Mitte steht das Flip-Chart, das erste Blatt ist leer (das vorbereitete Blatt ist das zweite Blatt)
1. Positive Eröffnung
Was ist dir gut gelungen?
(mit zwei Runden) [ca. 7 Min]
2. Thema
Welche/s Thema/Themen soll/en heute hier angesprochen werden, damit diese Retrospektive sich für dich und das Team gelohnt hat?
Die Mitglieder des Entwicklungsteams und der PO schreiben in den nächsten fünf Minuten ihre Themen auf die Post-it’s. Dann werden die Post-it’s nach und nach von den Mitgliedern auf das erste Blatt des Flip-Charts geklebt und kurz erklärt.
3. Auswahl
Die Mitglieder priorisieren die Themen mittels Dot-Voting: Jede/r hat zwei Punkte zu vergeben. Das Ergebnis:
- übergreifendes Prozess-Thema (5 Punkte) => wird an Scrum-Master übergeben
- Retrospektive soll nachhaltig sein (2 Punkte) => wird als Metathema oben angeklebt
- Häufigkeit des Refinement/Grooming (2 Punkte) => wird auf das 2. Blatt geklebt
4. Wozu?
Die Mitglieder erhalten nun weitere fünf Minuten, um den Satz zu vervollständigen. Alle Post-it’s werden untereinander angeklebt und gleich erklärt.
Damit:
5. Was noch?
Auf die Frage
„Was noch…?“
kam dann noch,
dazu wollen wir auch:
Da die Zeit schon knapp wird (gut 40 Minuten sind bereits um) verkürze ich den Ablauf etwas.
6. Skalierung
Ich lege am Boden eine 0 und eine 10 auf und stelle das Flip-Chart an die 10, dann bitte ich die Mitglieder sich in dieser Skala aufzustellen:
Wie zuversichtlich seid ihr, dass ihr diese Schritte setzen werdet?
Eine Person steht auf der 7, alle anderen auf der 8. „Ups“ dachte ich, „so viele, so nah zur 10, das habe ich noch nicht (oft) erlebt.“ Also fragte ich:
Was ist bisher gut gelaufen, dass du bei der 7 stehst?
Antwort: „Vor längerer Zeit hatten wir schon so einen Regeltermin und das hat gut funktioniert.“
Alle Personen bei 8 stimmten zu.
Auf die Nachfrage
Was benötigst du, was müsste passieren, damit du um eine Zahl vorrücken kannst?
erhalte ich die Antwort: „Dass wir den wöchentlichen Serientermin gleich im Outlook einstellen und dass alle mitmachen.“
Daraufhin meinen die übrigen Personen: „Dann würden wir sofort auf 10 gehen.“
Keine Frage, der Outlooktermin wird augenblicklich erstellt.
7. Ausklang
Die Team-Mitglieder nehmen wieder Platz und ich frage:
Gibt es noch etwas zu ergänzen?
Eine Person wünscht sich, dass wir die anderen 8 Themen auch (noch) angehen, die immer noch auf dem Flip-Chart hängen. Nach einer kurzen Diskussion, in deren Verlauf der Rückblick auf die früheren Retrospektive-Ergebnisse eine wichtige Rolle spielt, entscheidet das Team: „Lieber nur ein Thema bearbeiten, das dafür g’scheit“.
Die Retrospektive hat knapp 55 Minuten gedauert und wurde in der abschließenden Kurzbewertung mit 4 von max. 5 Punkten bewertet.
Nachtrag: Das erste Meeting(Refinement/Grooming) hat schon stattgefunden und war relativ kurz, weil es nicht viel zu besprechen/klären gab.
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