Veronika Jungwirth, MC
Senior Coach und Trainerin für lösungsfokussierte Führung & Kommunikation;
Master in Coaching,
CSM, PSM, PSPO
Mein beruflicher Werdegang ist – sagen wir mal – abwechslungsreich. Ich war irgendwie überall ganz gut und ganz glücklich – aber nirgends so richtig richtig am Platz. Voll Bewunderung beobachtete ich die geradlinigen Karrierewege so mancher Mitschüler, die genau zu wissen schienen, wo ihr Zuhause in der Berufswelt zu finden war, während ich mich serpentinenartig durch die Berufswelt schlängelte.
Heute weiß ich, wo ich hingehöre. Ich bin angekommen. Und jede einzelne Serpentine hat mich hierhergeführt.
1994 bis 1997 absolvierte ich eine Ausbildung an der Pädagogischen Akademie des Bundes in Wien zur Volksschullehrerin. Besonderes Interesse galt schon damals dem Thema Reformpädagogik. Ich nahm an zwei Studienreisen nach Holland teil, wo ich die Praxis der Reformpädagogik eine Zeit lang hautnah miterleben durfte.
Serpentine 1: Das Prinzip, das Maria Montessori „Hilf mir, es selbst zu tun!“ nannte, begleitet mich seither, wohin immer ich gehe.
1997 bis 2000 habe ich an Volksschulen in Wien unterrichtet. Zuerst als Begleitlehrerin für Kinder nicht deutscher Muttersprache, danach als Klassenlehrerin einer ersten Klasse.
Serpentine 2: So trennend manche Kultur- oder auch Altersunterschiede sein können – mit Wertschätzung und Anerkennung kann ich Verbindung zu jedem Menschen herstellen.
Serpentine 3: Wenn ich die Probleme anderer zu meinen eigenen mache, bin ich nicht mehr hilfreich. Nur, wenn ich vertraue, dass jeder Mensch die Kompetenz hat, seine Probleme selbst zu lösen, kann ich dabei unterstützen.
Neben der Unterrichtstätigkeit absolvierte ich 1997/98 eine Ausbildung zur Farb-, Stil- und Imageberaterin und versuchte mich erstmals in diesem Bereich selbstständig zu machen. Zunächst für Privatpersonen, die ihren eigenen Stil perfektionieren wollten, später für Menschen, die auf Jobsuche waren und Sicherheit für ihre Vorstellungsgespräche suchten. Schließlich trainierte ich ganze Vertriebsmannschaften in Finanzdienstleistungsunternehmen zum Thema „Der richtige Auftritt beim Kundentermin“.
Serpentine 4: Der erste Eindruck zählt. Kleider machen nicht nur Leute, sondern tragen auch wesentlich zum eigenen Wohlgefühl bei. Selbstbewusstsein kann also von außen durchaus unterstützt werden.
Serpentine 5: Selbstständigkeit ist toll! Keiner sagt dir, was du zu tun hast. Selbstständigkeit ist anstrengend! Keiner sagt dir, was du zu tun hast.
2000 bis 2001 durfte ich als Trainee an einer 12-monatigen Intensivausbildung für künftige Vertriebsführungskräfte bei UNIQA (österreichisches Versicherungsunternehmen) teilnehmen: Neben umfangreichen Führungs- und Vertriebsseminaren sammelte ich dort erste Erfahrungen im Außendienst und in der Beratung von Kunden.
Serpentine 6: Der Kunde kennt seine eigene Situation am besten. Er weiß genau, was er braucht! Und ich weiß es nicht besser! Langfristige Kundenbeziehungen leben von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung.
2001 bis 2004 war ich dann als Point Of Sales Trainerin für die selbstständigen Exlusiv-Vertriebspartner von UNIQA in Wien tätig. In diese Zeit fiel auch die Übernahme von AXA-Österreich durch UNIQA, ein Change-Management-Prozess, den ich in Wien in Form der praktischen und persönlichen Integration der Generalagenturen begleiten durfte. Keine leichte Aufgabe. Unschätzbar lehrreich. Sehr intensiv.
Serpentine 7: Jeder Mensch hat aus seiner Sicht absolut recht! Wenn ich mich bemühe, andere Sichtweisen zu verstehen und zu akzeptieren, kann ein gemeinsamer Weg gefunden werden.
2003 schloss ich meine Ausbildung zur „Geprüften Versicherungskauffrau“ beim Bildungswerk der österreichischen Versicherungswirtschaft (BÖV) ab und damit meine nächste Berufsausbildung.
2004 bis 2006 wechselte ich zu einer der von mir bis dahin betreuten Versicherungsagenturen in den Außendienst, um mein Studium (wird weiter unten beschrieben) zu finanzieren. Den Grundstock an Kunden bildeten dabei hauptsächlich immer noch jene Kunden aus dem Traineeprogramm 3 Jahre davor.
Serpentine 8: Die Sache mit dem Menschenbild und den Beziehungen scheint auch langfristig tatsächlich zu funktionieren!
2004 bis 2006 studierte ich an der PEF Privatuniversität für Management in Wien im Studiengang zum „Master in Coaching und lösungsfokussiertem Management“ – Diese Entscheidung war für mich lebensverändernd! Günter Lueger, Hans-Peter Korn, Peter Heimerl, Ruth Krumböck, Ferdinand Wolf, Mathias Varga von Kibed, Gunther Schmidt, Peter Szabo, Steve de Shazer und viele mehr haben mich und meine berufliche Laufbahn seither stark geprägt.
Serpentine 9: Der lösungsfokussierte Ansatz gibt meinem Leben eine neue Richtung.
Seit 2006 bin ich also nun schon als Coach für unterschiedliche Kunden tätig. Ich habe für ibis acam Langzeitarbeitslose gecoacht, für die Pioneer Investments Austria Workshops und Teambuildings moderiert, für die Pädagogische Hochschule in Niederösterreich Lehrerfortbildungen zur lösungsfokussierten Kommunikation mit Eltern und Schülern durchgeführt und mich nach und nach in Richtung Führungskräfte-Coach und Trainerin für lösungsfokussierte Führungskommunikation weiterentwickelt.
Serpentine 10: Verschiedene Kundengruppen sprechen verschiedene Sprachen. Manche dieser Sprachen sind mir vertrauter als andere. Ich muss nicht jede Branchensprache sprechen.
2008 bis 2015 durfte ich immer wieder und mit steigender Intensität mit Günter Lueger, meinem hochgeschätzten Studiengangsleiter an der Uni, Mentor und Freund zusammenarbeiten. Für sein Institut, das Solution Management Center in Wien, habe ich Kundenprojekte abgewickelt, Konzepte entwickelt, Aufträge akquiriert und immer wieder auch Lehrgangs- und Seminarmanagement übernommen, was mir die kostenlose Teilnahme an zahlreichen Seminaren ermöglichte (z.B. Gunter Schmidt „Systemisch-lösungsfokussierte Beratung für schwierige Fälle“, Evan George „Team Coaching – A Solution Focused Approach“, Peter Szabo „Die hohe Schule des Coachings“, „Multiskalierungen“, Lehrgang Resilienz u.v.m.)
Serpentine 11: Zum Trainerdasein gehört jede Menge Handwerkszeug – hier durfte ich viel ausprobieren und lernen.
2009 absolviere ich eine 6-tägige Weiterbildung zur „Sinn- und Werteorientierung in der Wirtschafts- und Arbeitswelt“ bei Paul M. Ostberg.
Serpentine 12: Viktor Frankls Sinnlehre wird ein weiterer fixer Bestandteil meines Denkens und Handelns. Sie ist die Basis für jede Form intrinsischer Motivation.
2012 wurde ich gemeinsam mit Günter Lueger zu den Wiener Kinderfreunden eingeladen – dem zweitgrößten Wiener Kindergartenbetreiber nach der Stadt Wien selbst. Wir wurden gebeten, für die Kindergartenleiterinnen lösungsfokussierte Einzelcoachings anzubieten. Aus diesem Auftrag ergab sich eine Reihe von weiteren Schritten: Ich durfte das Curriculum der Leiterinnenausbildung um einige lösungsfokussierte Inhalte erweitern und darf bis heute so manches Seminar dort halten. In der Zwischenzeit bin ich auch stolzer Teil der Leiterinnenausbildung bei der St. Nikolausstiftung (dem drittgrößten Anbieter von Kindergärten in Wien). Ich habe einen Morgen- und Abendlehrgang für Kindergartenleiterinnen ins Leben gerufen und aufgebaut und auch den Einzug der Potenzialfokussierten Pädagogik in den Kindergarten angestoßen und vorangetrieben.
Serpentine 13: Kindergartenleitung – zurück in der Pädagogik und doch in einem ganz neuen Feld. Ich bin stolz und glücklich, in diesem wichtigen Bildungsbereich einen kleinen und doch wertvollen Beitrag leisten zu können.
2012 begegnete ich Ralph. Er nahm mich mit zum Agile Coach Camp Germany, wo ich erstmals Kontakt zur agilen Community hatte. Zunächst war ich sehr nervös. Was sollte ich ein ganzes Wochenende lang mit lauter Softwaretypen anfangen? Doch ich erkannte schnell starke Parallelen der agilen Denkweise zum Lösungsfokus! Ich saugte neues Wissen auf, wie ein ausgetrockneter Schwamm. Und wann immer ich bereit war, lösungsfokussierte Inhalte zu den Diskussionen beizusteuern, stieß ich auf große Neugier und offene Ohren.
Serpentine 14: WOW! Ich passe also in noch eine Welt, von der ich das so niemals gedacht hätte. Ich fühle mich in der agilen Community inhaltlich aufgehoben, nützlich und willkommen. Die Denkweisen stimmen großteils überein und lösungsfokussiertes Coaching kann zu besserer Softwareentwicklung beitragen. Wer hätte das gedacht?
Ralph hat sich das gedacht. Von da an arbeiteten wir intensiv daran, beide Welten miteinander zu verknüpfen. Wir reichten bei zahlreichen Konferenzen unsere Beiträge ein und wurden bisher auch immer eingeladen. Das freut und ehrt uns natürlich – und es beweist, dass unsere Theorie stimmt: Wir können einen wertvollen Beitrag leisten.
Serpentine 15: Wir erarbeiten uns einen guten Ruf in der Community und sind gern gesehene Vortragende auf Konferenzbühnen.
2015 war ein Jahr der großen Veränderungen für mich. Ich zog mich langsam und dankbar aus der Zusammenarbeit mit Günter Lueger zurück. Er hat mich vieles gelehrt, mich beruflich wie auch privat über all die Jahre enorm unterstützt und gefördert.
Serpentine 16: Wer etwas Neues ergreifen will, muss Altes manchmal loslassen – so ein alter Spruch mit so viel Bedeutung für mich.
Gemeinsam mit Ralph gründete ich die sinnvollFÜHREN GmbH. Wir möchten Agilen-, Pädagogischen- und Vertriebs-Führungspersönlichkeiten mit lösungsfokussierten Inhalten tatkräftig unter die Arme greifen.
Unser erstes gemeinsames Buch erschien: „Agile Teams lösungsfokussiert coachen“. Es ist mehr als das Zusammenspiel von agil und lösungsfokussiert. Es ist vielmehr eine eigene Komposition von wirksamen Haltungen und Vorgehensweisen – vielleicht sogar das sinnvollFÜHREN-Konzept. Wer weiß das schon so genau?
Serpentine 17: Die Erkenntnis, dass alle meine Serpentinen nötig waren, um zu dieser branchenspezifischen Mehrsprachigkeit zu kommen, hilft mir sehr. Heute mag ich Serpentinen. Ich bin schon gespannt, wohin die nächste führen wird!
Ich trainiere öfter auf Deutsch als auf Englisch. Die lösungsfokussierte Kommunikation lebt von dem bewussten Einsatz von Sprache. Mein hoher diesbezüglicher Qualitätsanspruch kann von meinen Englischkenntnissen zwar mittlerweile halbwegs bedient werden, sicherer fühle ich mich jedoch immer noch in meiner Muttersprache.
Sichere branchenspezifische Sprachkenntnisse bringe ich übrigens in der Pädagogik, im Vertrieb, in der Versicherungswelt und zunehmend in der agilen IT-Landschaft mit.
Nun habe ich die „magische 40“ endlich überschritten – ein herrliches Gefühl. Ich stehe mitten im Leben, die Kids werden jeden Tag selbstständiger, ich brauche niemandem mehr etwas zu beweisen und ich weiß genau, was ich kann (und was ich nicht kann).
Ich kann Menschen begeistern und bin auch selbst sehr begeisterungsfähig, wenn mir ein Gedanke gefällt. Ich bin gerne kreativ und entwickle – meistens gemeinsam mit Ralph – ständig neue Modelle (Kokosnussmodell, Lösungspyramide), Ideen und Tools (Das Geschafft-Buch, die Merci-Runde, Praxisbogen für das SFR-Gespräch von Günter Lueger) für lösungsfokussierte Führungskommunikation. Ich schreibe gerne und dichte auch hin und wieder (Hokuspokus Lösungsfokus, Zilli Zöpfchen und die Kokosnuss).
Ich bin geduldig, ehrgeizig und sehr streng mit meinem eigenen Qualitätsanspruch, d.h. ich prüfe genau, was zu unserem Konzept aus meiner Sicht dazu passt und was nicht. In Trainings bevorzuge ich einen durchdachten, zeitlich eher lockeren Fahrplan und passe ihn flexibel an aktuelle Bedürfnisse der Teilnehmenden an – immer mit dem Fokus auf das zu erreichende Lern- bzw. Entwicklungsziel.